Fotos: R. Paschke
Kendo heißt „Weg des Schwertes“ und ist eine traditionelle japanische Kampfkunst, hervorgegangen aus den Schwertkampftechniken der Samurai. Ziel ist es, Körper und Geist durch ein lebenslanges Training zu kultivieren. Kendo vermittelt Techniken, Prinzipien und Philosophie des Kämpfens mit dem japanischen Schwert – speziell mit dem Katana – und überträgt diese in einen ganzheitlichen Sport. Viele dieser abstrakten Prinzipien bleiben jedoch nicht nur auf den Schwertkampf beschränkt, sondern lassen sich auch auf viele andere Situationen übertragen.
Neben körperlicher Fitness sowie den eigentlichen Fechttechniken werden eine positive Charakterentwicklung sowie soziale Kompetenzen geschult. Man lernt unter anderem, nicht aufzugeben, geradlinig zu sein und seine Frustrationstoleranz zu erhöhen. Darüber hinaus bietet Kendo tiefere Einblicke in die japanische Sprache, Kultur und Denkweise. Dabei bleibt es jedem selbst überlassen, wie er sein Kendo betreiben will: Ob als Wettkampfsport, zur persönlichen Entwicklung oder zum Erlernen einer traditionellen Kampftechnik.
Kernelement des Kendotrainings ist der kompetetive Zweikampf mit einem unkooperativen Gegner in all seiner Ernsthaftigkeit. Gefochten wird mittels Übungsschwertern aus Bambus und einer speziellen Schutzausrüstung. Dadurch sind dynamische Kämpfe mit vollem Kontakt bei minimalem Verletzungsrisiko möglich. Fortgeschrittene üben darüber hinaus auch feste Bewegungsformen mit Hartholz- oder stumpfen Metallschwertern.
In seinem Freikampfsystem liegt die eigentliche Stärke des Kendo: Zwar gelten Regeln und es muss aus Sicherheitsgründen auf einige gefährliche Techniken verzichtet werden, aber dafür sieht man sich einem realen und wehrhaften Gegner ausgesetzt. Dieser lässt sich natürlich nicht ohne weiteres besiegen, so dass selbst erfahrende Kämpfer regelmäßig an ihre physischen und psychischen Grenzen stoßen.
Denn schon der kleinste Fehler reicht aus, um vom Gegner getroffen zu werden. Jedes überstürzte Handeln, aber auch jedes Zögern haben eine Konsequenz. Wichtige Aspekte sind Harmonie, Kontrolle, Zeitgefühl, Perfektion, Ausdauer, Geschicklichkeit, Furchtlosigkeit, Selbst- und Situationsbewusstsein, Vorahnung, Geduld, Durchhaltefähigkeit, Konzentration, Entschlossenheit sowie strategisches Denken – alles Faktoren, die auch einen realen Kampf bestimmen.
Kendo vereint viele Gegensätze in sich und muss immer wieder neu ergründet werden: Es ist kein Schwertfechten im eigentlichen Sinne und doch eine Lehrmethode für selbiges. Man übt sich in kriegerischen Tugenden, aber soll dadurch Friedfertigkeit erlangen. Viele Techniken haben einen real praktischen Bezug, andere wiederrum dienen nur der Veranschaulichung tiefergehender Prinzipien. Es ist körperlich fordernd und zielt dennoch auf die Entwicklung des Geistes ab.
All dies hebt das Training auf eine spirituell-meditative Ebene und führt unweigerlich dazu, dass sich der Kendokämpfer bewusst mit sich selbst, mit seinen eigenen Stärken und Schwächen auseinander setzen muss. Es gibt also nicht nur einen äußeren Gegner, den es zu bezwingen gilt, sondern auch einen inneren: Das eigene Ich.
Sofern keine gesundheitlichen Einschränkungen dagegen sprechen, kann Kendo von jedem erlernt und bis ins hohe Alter betrieben werden, unabhängig von Trainingszustand, Körperbau, Alter und Geschlecht. Für die Teilnahme reicht zunächst bequeme Sportbekleidung. Schuhe werden nicht benötigt, da barfuß trainiert wird. Übungsschwerter und Ausrüstung sind als Leihmaterial vorhanden. Anfänger erlernen zunächst die Grundlagen, Fortgeschrittene vertiefen ihr bereits erlangtes Können. Das Training ist so systematisiert, dass jeder mit jedem üben kann. Bei Fragen stehen wir Euch jederzeit gerne zur Verfügung.